Allgemeines

Texte werden einerseits durch pragmatische, also situationsbezogene, „textexterne“ Merkmale, andererseits durch sprachliche, „textinterne“ Merkmale bestimmt.[1] In der Sprach- und Kommunikationswissenschaft existieren viele verschiedene Textdefinitionen nebeneinander, die anhand verschiedener Textualitäts­kriterien Texte und „Nicht-Texte“ voneinander trennen. Weiter gefasste Textbegriffe schließen auch Illustrationen oder Elemente der nonverbalen Kommunikation (etwa Mimik und Gestik) in den Text ein.[2]
Unter Umständen kann sogar eine reine Bildsequenz als Text gelten, wenn
damit erkennbar eine kommunikative Funktion erfüllt wird.[3] Der Begriff des „diskontinuierlichen“ Textes aus dem Bereich der Sprachdidaktik
umfasst Texte, die nicht fortlaufend geschrieben sind und sich
teilweise nicht-sprachlicher Mittel bedienen, wie Formulare, Tabellen
und Listen, Grafiken und Diagramme.

Text und Schrift

Texte können mithilfe einer Schrift dargestellt werden, deren Zeichen Phoneme, Silben oder Wörter bzw. Begriffe codieren. Verschiedene Kulturen verwenden hierzu unterschiedliche Alphabete. Durch die Einführung der Schrift wurde eine Möglichkeit geschaffen, Texte, wie zum Beispiel Geschichtsschreibung, Erzählungen und Sagen, für die Nachwelt zu archivieren.
Ein großer Teil des geschichtlichen Wissens stammt aus schriftlichen
Aufzeichnungen, die archiviert wurden oder zufällig erhalten blieben.
Texte aus Kulturen mit einer schriftlichen Überlieferungstradition
unterscheiden sich in ihrem Aufbau von Texten aus Kulturen, in denen die
mündliche Überlieferung
eine größere Rolle spielt. In den Geisteswissenschaften werden
Kulturen, von denen keine schriftlichen Dokumente überliefert sind, der
Vor- und Frühgeschichte zugerechnet. Somit wird eine zwar indirekte,
aber dennoch sehr bedeutsame Definition des Gegenstandes der Geschichtswissenschaft durch die Überlieferung von Texten gegeben.

Textualitätskriterien und Textdefinitionen

Wie oben erwähnt, führt eine genauere, wissenschaftliche Betrachtung
zu komplexeren Definitions- und Beschreibungsversuchen. Die Eigenschaft
des „Text-Seins“ bezeichnet man als Textualität, die sprachwissenschaftliche Untersuchung von Texten ist die Textlinguistik. Diese Disziplin stellt verschiedene Textualitätskriterien zur Verfügung.

Robert-Alain de Beaugrande
und Wolfgang Ulrich Dressler stellten 1981 eine Reihe solcher Kriterien
vor. Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf die Merkmale des
Textes selbst (Kohäsion, also formaler Zusammenhalt und Kohärenz, also logischer Zusammenhalt), andererseits auf die Merkmale einer Kommunikations­situation, aus der der betreffende Text entsteht bzw. in der er eingesetzt wird (Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität).

Kohäsion und Kohärenz gehören zu den am weitesten akzeptierten
Textualitätskriterien, aber auch hier gibt es Abweichungen: Es gibt
durchaus Texte, welche aus zusammenhanglosen Worten oder gar Lauten, zum Teil auch aus bis zu bloßen Geräuschen
reduzierten Klangmalereien bestehen, und die, im Ganzen dennoch
vielschichtig interpretierbar, eine eigene Art von Textualität erreichen
(zum Beispiel Dada-Gedichte).

Hier kommen die situationsbezogenen Textualitätskriterien ins Spiel: Texte sind auch dadurch bestimmt, dass ein Sender sie mit einer bestimmten Absicht (Intention) produziert und/oder ein Empfänger
sie als solche akzeptiert. Ob ein Text für einen bestimmten Empfänger
akzeptabel ist, hängt wiederum stark davon ab, ob dieser einen
Zusammenhang der empfangenen Äußerung mit seiner Situation herstellen,
den Text also in seine Vorstellungswelt „einbauen“ kann (Situationalität),
und ob der Text für ihn informativ ist, also in einem bestimmten
Verhältnis erwartete und unerwartete, bekannte und neue Elemente
enthält. Um auf das Beispiel des Dada-Gedichtes zurückzukommen: Ein
nicht offensichtlich kohäsiver oder kohärenter Text kann als solcher
akzeptabel sein, wenn der Empfänger davon ausgeht, dass die Intention
des Senders ein hohes Maß an überraschenden oder von der Norm
abweichenden Elementen im Text erfordert.

Die Intertextualität
als letztes der Textualitätskriterien nach de Beaugrande und Dressler
ist die Eigenschaft eines Textes, mit anderen Texten in Verbindung zu
stehen und auf sie Bezug zu nehmen. In literarischen Texten geschieht dies häufig durch bewusste Verweise und Zitate, Intertextualität kann ihren Ausdruck jedoch z. B. auch darin finden, dass ein Gebrauchstext die üblichen Konventionen seiner Textsorte erfüllt.

Die einzelnen hier angeführten Textualitätskriterien sind in
ihrer Interpretation durch de Beaugrande/Dressler zum Teil umstritten.
Allgemein anerkannt ist, dass ein Text eine erkennbare kommunikative
Funktion hat, die durch die kommunikative Absicht des Senders und die
Erwartungen des Empfängers bestimmt wird, dass er als Äußerung
abgegrenzt und thematisch orientiert ist, d. h. über einen inhaltlichen
Kern verfügt. Eine solche Textdefinition aus kommunikativ-pragmatischer
Perspektive bietet Susanne Göpferich:

– Göpferich, 1995, S. 56f.

Literatur

Weblinks